Fragen Sie Frau Dr. – Talk to the Brain: Cardio nüchtern oder nicht?

Text von Dr. Martina Ollesch

Fragen Sie Frau Dr. – Talk to the Brain

Thema: Ist es egal ob man Cardio nüchtern oder nicht nüchtern macht?

Klare Antwort: JEIN

Bei dieser Frage treffen wir mal wieder auf den feinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Angeregt zu diesem Text wurde ich von Dr. Mike Israetel (wenn ihr den nicht kennt, lohnt es sich mal nachzuschauen).

Aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen geht hervor, dass es egal ist, wann man sein Cardio macht, morgens nüchtern oder irgendwann über den Tag, auch wenn man bereits etwas gegessen hat. Denn es kommt einzig auf den Kalorienverbrauch am Ende des Tages an. Also auf das Kaloriendefizit. Und das stimmt ja auch. Wenn man sich die Sache etwas näher betrachtet, kann man für die Praxis möglicherweise einen kleinen Vorteil für das Nüchterncardio ausmachen und zwar wie folgt:

Beim Nüchterncardio kommt die Energie aus den körpereigenen Depots. Wenn man also mit moderater Intensität radelt (dass man sich dabei noch gerade unterhalten könnte), aus den Körperfettdepots. Beim Cardio im nichtnüchtern Zustand immer auch anteilig aus den Nahrungskalorien. Wie gesagt, kurzfristig gesehen macht das nichts. Abgerechnet wird am  Tagesende und da macht das vom Defizit und damit vom Körperfettabbau keinen Unterschied. Jetzt die gewagte Hypothese: Bei einem Athleten, dessen Körperfettgehalt schon drastisch reduziert ist, wird der Fettabbau immer schwieriger. Hier könnte (KÖNNTE) möglicherweise das Nüchterncardio – was nur aus den Körperdepots gespeist wird vorteilhaft sein und die „gesparten“ Nahrungskalorien helfen die Muskulatur in der Wettkampfdiät zu schützen. Ein viel wichtiger Punkt ist aber das „Erkaufen von hungerfreier Zeit“ durch das Nüchterncardio. Im zermürbenden Dauerhunger, in dem sich die Athleten befinden, kann es durchaus psychisch entlastend sein, wenn man morgens statt ESSEN erst mal Cardio macht und das Essen so für vielleicht mehr als 1 Stunde nach hinten verlagert wird. Dadurch rutschen die Folgemahlzeiten dichter aneinander und die Diät ist leichter durchzuhalten. Zumal bei vielen Menschen (nicht allen, Frauen spüren da oft genau das Gegenteil) Cardiotraining währenddessen und in den nachfolgenden Stunden den Hunger unterdrückt und die hungerfreie Zeit so noch weiter verlängert wird. Das kann sich positive auf die Schlafqualität auswirken und somit letztendlich doch indirekt langfristig einen Vorteil bei gleichem Kalorienverbrauch bringen.

 

Fazit:

  1. Mach dein Cardio, dann wenn es in deinen Lebensrhythmus passt! Damit verschaffen wir den Leuten große Erleichterung, die es morgens nicht schaffen/mögen.
  2. Als Athlet/in im Grenzbereich des Fettabbaus und langfristig gesehen hast du vielleicht einen kleinen Vorteil vom Nüchterncardio. Übertreib es nicht, sonst wird´s katabol auch für die Muskulatur.