Wettkampfbodybuilding und der Weg zurück in das “normale” Leben

Text & Photos von Sebastian Maschberger

Vorab ein wenig zu mir. Mein Name ist Sebastian Maschberger, ich bin 25 Jahre alt, gebürtiger Niederbayer und wohne derzeit in Rosenheim.

Bereits mit meinem 15. Lebensjahr habe ich die Liebe zum Bodybuilding bzw. zum Fitnesssport entdeckt. Mittlerweile arbeite ich seit mehreren Jahren als Ernährungscoach, Personal Trainer und Vorbereiter diverser Bikini-, Figur- und Bodybuildingathleten.

Ich selbst betreibe natürlich ebenfalls aktiv Bodybuilding und konnte mir in den vergangenen Wettkampfsaisonen in der Kategorie Classic Bodybuilding II (über 178 cm) mehrere Titel sichern. Einer meiner persönlich größten Erfolge geling mir in dieser Frühjahrssaison 2018, in der ich mit dem Gesamtsieg auf der Int. Österreichischen Meisterschaft die Berechtigung zum Erlangen der IFBB ELITE PRO CARD erhielt. PRACTICE WHAT YOU PREACH!

Aber nun genug von mir, denn hier wären wir auch schon bei der für den Artikel relevanten Thematik – Das Wettkampfbodybuilding!

Ich erinnere mich sehr gut daran, als ich noch lang vor meiner ersten Saison im Jahr 2015 auf einem Seminar von Dr. Martina Ollesch teilgenommen habe, welches speziell für Wettkampfinteressenten ausgerichtet war. Ihre abschließende Worte waren “NACH DEM WETTKAMPF IST VOR DEM WETTKAMPF”.
In diesem Moment konnte ich der Aussage ehrlich gesagt nicht die Wichtigkeit zuordnen, welche sie eigentlich verdient hat.

Nach mehreren eigenen aktiven Wettkämpfen, sowie durch meine Tätigkeit im Bereich der Athletenvorbereitung sehe ich persönlich mittlerweile die Phase nach dem Wettkampf nahezu bedeutsamer an als die eigentliche Wettkampfvorbereitung!
Zu dieser Erkenntnis waren jedoch einige persönliche Erfahrungswerte notwendig.
Denn mal ehrlich…wer fragt sich schon ernsthaft in den Vorbereitungswochen, welche durch Hunger, schlechte Laune, gereizte Gemüter und der steigenden Unlust sich in irgendeiner Weise körperlich oder geistig zu betätigen, wie es nach den Wettkämpfen weiter geht??
Oder wie man in der Nachwettkampfphase bestmöglich in den normalen Alltag zurückfindet?!
Sicherlich nur die wenigsten..und diesen wenigen hat der Großgütige dann wohl eine extra Portion Vernunft beigelegt.

Ich denke, die einzigen Fragen, welche einem nach so einer langen Entbehrungsphase durch den Kopf gehen, drehen sich eher um die Ausgestaltung und den Umfang des ersten Cheat Meals, Cheat Days…oder ja vielleicht einer ganzen Cheat Weak.

Aber genau hier beginnt bei vielen der Teufelskreis!

Grundsätzlich kann man zwei Extreme betrachten. Die einen sind nach den Wettkämpfen mehr oder weniger außer Kontrolle und schaffen es in kürzester Zeit mehr zu Wiegen als Sie noch vor ihrer Wettkampfdiät gewogen haben. Das andere Extrem ist von der Angst geprägt, die hart erarbeitete Wettkampfform zu verlieren bzw. zu schnell “fett” zu werden, was dazu führt dass diese Gruppe mehr als vorsichtig mit der Kalorienaufnahme umgeht.

Fakt ist, dass beide Ausprägungen weder auf Dauer gesundheitlich vertretbar sind noch sich in irgendeiner Weise langfristig in einen “normalen” Alltag integrieren lassen!

Wie geschrieben, fällt nicht jeder Athlet einem dieser Extreme zum Opfer. Jedoch bin ich der Meinung dass diese Thematik viel zu selten öffentlich behandelt und angesprochen wird!

Vor allem in Bezug auf das Essen bin ich heutzutage der festen Überzeugung, dass es in den meisten Fällen der gleichen Disziplin nach dem Wettkampf, sowie in der Vorbereitungsphase bedarf!

– Stichwort: Ausdiäten!

Grundsätzlich besteht eine Wettkampfvorbereitung aus drei Phasen!
In den ersten beiden Phasen wird das eigene Leistungsniveau langsam erhöht, bis man letztendlich das Tempo auf Höchstleistung bis zum Wettkampf anzieht. Hierbei wird das Trainingspensum hochgefahren, bei gleichzeitiger Reduktion der Kalorienzufuhr.
Der dritte Teil stellt das sogenannte “Ausdiäten” dar, oder anders gesagt die Erholungsphase.

Doch was genau ist darunter zu verstehen?
In der dritten und letzten Phase sollte sich der Körper -wie es der Name schon sagt- ERHOLEN!
Dies bedeutet, weder weiterhin 7 Kraft- und 10 Cardioeinheiten wöchentlich durch zuballern, noch sich nach dem Wettkampf wochenlang weiterhin unter- oder stark überkalorisch zu ernähren!

Unabhängig vom optischen Aspekt sollte schon rein aus gesundheitlichen Gründen das Trainingsvolumen reduziert werden und die Kalorienzahl langsam erhöht werden!

So…das zur Theorie.
In der Praxis sieht es so aus, dass ein bis zwei Tage nach dem Saisonende das erste Bild mit der Überschrift “Endlich Offseason” gepostet wird.
Als Bildunterschrift wird meistens noch angefügt, dass man innerhalb der letzten 24 Stunden über 10 Kg zugenommen hat, was auch anhand des Bildes in vielen Fällen nur unschwer zu erkennen ist.

Naja soweit so gut. Ein bis zwei ausgiebige Cheat-Days nach dem letzen Wettkampf sind definitiv vertretbar und dienen nach der langen Entbehrungsphase und den Strapazen auch zur geistigen Erholung.

Aber Fakt ist einfach, dass dies lediglich den Anfang vom Ende darstellt!
Die Mehrzahl der Athleten verliert an diesem Punkt ohne entsprechende Disziplin und Nachbetreuung den natürlichen Bezug zum Essen! Um dies zu verhindern, gilt es, sich am Riemen zu reissen und das Ganze kontrolliert anzugehen!

Wir haben uns so lange bis zum besagten Tag X gequält und Disziplin bewiesen!
Also sollten wir uns auch nach der ein bis zweitägigen “Eskalation” an den Eiern packen und die Sache anständig zu Ende bringen!

Ich für meinen Teil biete meinen Athleten und Athletinnen eine gezielte Nachbetreuung an, da diese Herausforderung für viele oft alleine nicht zu bewerkstelligen ist. Zur Unterstützung mag dies durchaus hilfreich sein, jedoch liegt es im Grunde an jedem Athleten selbst, sich damit gedanklich auseinander zu setzen!

Zu guter Letzt will ich noch sagen, dass all meine obigen Worte zur reinen Hilfestellung dienen und nur aus meinen eigenen Erfahrungswerten abgeleitet wurden.
Ich selbst habe aus meinen “Fehlern” gelernt!